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Damals wars - Geschichten zum Nachdenken und Innehalten

DAMALS - unsere Generation 

Damals, als wir jung waren, war das Fernsehen und der Satellitenempfang noch nicht erfunden, es gab kein Transistorradio, kein Handy, kein Computer, kein Internet, keine email, kein Fax and auch kein SMS.

Damals, gab es noch keine Kugelschreiber, keine Kreditkarten und keine künstliche Herzen, kein Mensch hat je etwas von Pampers, Penicillin, Schluckimpfung, Kontaktlinsen oder gar von der Pille gehört.

Damals, wurde noch Mehl und Zucker in Tüten abgewogen und man holte es nicht in Geschenkpackungen aus den Regalen und warf es in den Einkaufskorb mit Rädern ! 

Damals, kannten wir noch keinen Geschirrspüler, kein Wäschetrockner, keine Klima-Anlagen, keine Sonnenstudios, keinen Zweitwagen, keine Tiefkühlkost und der Mensch war noch nicht auf dem Mond gelandet.

Damals, gingen wir noch mit dem Rucksack wandern oder fuhren mit dem Fahrrad zum Baggersee, von last-minute-Flügen, Mallorca, Karibik oder Malediven hatten wir noch nie etwas gehört.

Damals, haben wir zuerst geheiratet und dann zusammen gelebt.

Damals, gab es noch keine Männer, die Ohrringe trugen und mit einem Mann zum Standesamt gingen !

Damals, zu unserer Zeit, waren Bunny's noch Kaninchen und keine Serviererinnen. Käfer waren Krabbeltiere und keine Volkswagen. Beim Wiener Wald dachten wir an spazieren gehen und nicht an Brathähnchen!

Damals, wir waren da bevor es den Aussteiger, den Hausmann, die Emanzipation, die Babyklappe, das Kindererziehungsjahr für Väter und computergesteuerte Heiratsvermittlung gab.

Damals, gab es noch keine „Software" für alles, was man beim Computer nicht anfassen kann and kein „Non food" für alles was man nicht essen and trinken kann, es waren Botschaften vom anderen Stern gewesen.

Damals, sagten wir noch „guten Tag" und nicht „Hallo" oder „Hey", und wenn wir etwas schön fanden, sagten wir auch, es war „schön" und nicht „affengeil"!

Damals, lief die Jugend noch nicht mit grünen Haaren herum and hatte Ringe und Broschen ins Gesicht und in andere Körperteile genietet, man nennt es wohl „Piercing".

Damals, kauften wir noch Eis oder Studentenfutter für einen Groschen, Briefe wurden mit 6 Pfennigmarken frankiert und die Haare ließen wir uns für 50 Pfennige schneiden.

Damals, waren wir wohl die letzte Generation, die so dumm war zu glauben, daß eine Frau einen Mann heiraten muß, um ein Baby zu bekommen. 

Damals, mußten wir fast alles selbst tun und mit dem auskommen, was wir hatten. 
Zu glauben, daß der Staat uns versorgen wird, wäre undenkbar gewesen. Diese ganze Entwicklung haben wir über uns ergehen lassen müssen. Ist es da ein Wunder, wenn wir manchmal belächelt werden? 

So ist wohl auch die Kluft zwischen den Generationen zu verstehen. Wir haben aber alles überlebt und sind - der Statistik zufolge - immer noch die gesündeste Generation. Der beste Beweis für unsere altbackene, aber vernünftige Lebensweise ! 
Darum haben wir allen Grund zu feiern, und wir freuen uns, daß wir es heute noch mit fröhlichen Herzen können!


Die Wendebrüder - Ein zeitgeschichtliches Märchen



Es war einmal ein Bauer, der lebte mit seiner Frau in einem Dorf in der Lausitz, friedlich, einfach and bescheiden. Mit viel Mühe und Fleiß wurde das Feld bestellt, die Kühe im Stall gefüttert und gemolken. Für die Feldbestellung und im Winter zum Dreschen zog ein Pferd den Göpel. Das Getreide und die Wiesen wurden mit der Sense gemäht. Ende der Zwanziger Jahre zur Zeit der Weltwirtschaftskrise wurden der Bauernfamilie drei Söhne geboren.

In den folgenden Jahren verbesserte sich die wirtschaftliche Lage. Die drei Söhne wuchsen heran, für sie und die Familie war die Welt in Ordnung. Der Beginn des zweiten Weltkrieges brachte eine jähe Wende für die ländliche Familienidylle. Der Bauer mußte die Uniform anziehen und war beim Einmarsch in Polen dabei. Die Bäuerin hatte nun die ganze Last der Landwirtschaft allein zu tragen. Neben der Schule mußten die Söhne zupacken wo es nur ging, selbst bei der Feldbestellung. Zum Glück wurde der Vater nach einigen Monaten vom Militardienst entlassen. Noch als Kinder, lernten die Brüder das Marschieren in braunen Uniformen der Hitler-Jugend.

Das Ende des zweiten Weltkriegs brachte wiederum für sie eine gewaltige Wende. Nicht nur die Pubertät veränderte ihr Leben auch die braunen Uniformen wurden mit den blauen der „FDJ" (Freien Deutschen Jugend) ausgewechselt. Deutschland teilte sich in zwei Lager, in ein freies und in eine Diktatur. Doch mit der Berliner Blockade und dem Korea-Krieg begann der sogenannte Kalte Krieg. Hunderttausende stimmten mit den Füßen ab and wählten den freien Teil Deutschlands, darunter auch einer der drei Brüder. Somit war nicht nur Deutschland, sondern auch die Familie mit den drei Brüdern geteilt.

Jahrzehnte vergingen, die Landwirtschaft war schon längst „sozialistisch" aufgeteilt, die Brüder hatten eigene Familien gegründet und die Eltern waren gestorben. Fast zu allen familiären Anlässen besuchte der Westbruder die Ostbrüder. Er wurde von der gesamten Verwandtschaft mit offenen Armen empfangen. Kein Wunder, er brachte ja immer etwas mit. Von Schokolade bis Kaffee, von Strumpfhosen bis Taschenrechner, auch harte DM sollten nicht fehlen. In den Jahrzehnten summierten sich so einige Zehntausend DM.

Unerwartet und fast über Nacht kam abermals die Wende. Die Grenze mit Mauer and Stacheldraht wurde abgerissen und Deutschland wiedervereinigt. Nach anfänglich grenzenloser Freude, teilten sich nicht nur die West- und Ostdeutschen in Wessis und Ossis, auch bei den Wendebrüdern blieb es bei West und Ost. Der Wessi-Bruder war bald abgeschrieben, denn man brauchte ihn ja nicht mehr. Schnell kauften sich die Ossis neue Westautos and machten ausgiebige Reisen, denn man konnte ja nie wissen wie lange die große Freiheit anhält! Vielleicht kehrt „Marx and Lenin" doch eines Tages wieder zurück. -  Sie kehrten nicht zurück, aber die Mauer in den Köpfen blieb noch lange stehen. Auch bei den Wendebrüdern kam Nostalgie auf: „So schlecht war es beim Honecker nun auch wieder nicht, hätte er nur die Reisefreiheit eingeführt und die Schießerei an der Mauer unterlassen!" 

Doch halt, die Brüder erinnern sich, das haben wir doch schon mal von unseren Eltern gehört: „So schlecht war es beim Hitler auch wieder nicht, ja wenn nur der Krieg und das mit den Juden nicht gewesen wäre!"

Wieder gingen Jahre ins Land, die Mauer in den Köpfen and die DM wurde blasser, der Euro kam wie der Westwind über das Land und „Braun and Rot" waren bald vergessen. Die Enkel lächeln nur noch über die komische Geschichte ihrer Großväter.

Und wenn die DDR nicht gestorben wäre, hätte es dieses Märchen und viele neue Freiheiten und Lebenserfahrungen nicht gegeben.

Autor:  Willy Lehmann

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